Portraits & Interviews

Interview mit Dorothea Fischbeck-Horacek

Von Dorothea Fischbeck-Horacek sind die aparten Filzfiguren, die die Besucher und Besucherinnen der TEXTILE ART BERLIN in den vergangenen Jahren fasziniert haben. Ich fragte die Künstlerin:

Wie sind Sie zum Filz gekommen, gab es vorher andere textile Künste, die Sie begeistert haben?

Bis 1999 malte ich auf Seide und zwar immer mehr einer grafischen Linie treu. Die Ergebnisse wollte ich nicht nur behalten und so suchte ich nach einfachen Möglichkeiten sie einem Publikum zu zeigen. So war es dann, dass ich an einem Kunsthandwerkermarkt in der Region Hannover teilnahm und dort stieß ich auf Handfilz – das kannte ich gar nicht und so begeisterte mich ein einfacher Filzball, der rappelte beim Schütteln. Die Filzerin, Gudrun Bialas, gab bereits eigene Kurse und gleich vor Weihnachten nahm ich teil – ein Nikolausstiefel entstand – unter höchster Konzentration und auch aufgeregt, etwas falsch machen zu können, fand ich dann mein Ergebnis ganz gut gelungen.

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Mir sind bei den vergangenen Textile Art Berlin ihre großen gefilzten Figuren aufgefallen. Was hat Sie dazu inspiriert?

Meine eigenen Bilder waren Vorlage für die erste Figur- sie ist 2001 entstanden und hatte ein grünes Kleid- es war eine ganz geschlossene Form und besaß die typische Kopfform.
Erst als meine Schwester Maria – sie lebte damals in Taipei, die Figur entdeckte, entstand die Idee einer Kleinserie.
So gelang ein Paket mit sechs Figuren nach Taipei, wo der Zoll sie zunächst regelrecht ausnahm – denn als Hohlform gab ich ihnen eine Füllung aus Texelschafwolle.
Im Freundeskreis meiner Schwester fand ich meine ersten Käufer und war vor allem glücklich, mich in diesem Handwerk ausdrücken zu dürfen, motiviert durch die positive Resonanz auf meine Arbeiten.
Als ich dann 2002 die Zusage zur Grassimesse erhielt, war das ein Glücksfall, da ich technisch gesehen eine Anfängerin war. Drei kleine Kinder ließen nicht allzu viel Zeit, mich technisch zu perfektionieren oder Kursangebote wahrzunehmen.

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Färben Sie Ihre Wolle selber?

Das hebe ich mir noch auf.
In den vergangenen Jahren durften wir Filzer von der Nachfrage an Wollfarben profitieren, bzw. waren selbst die Nachfragenden und haben damit auch einen wirtschaftlichen Faktor beeinflusst. Es macht Lust und Laune sich an dem Angebot zu bedienen.

Auch wenn das eine Frage ist, die Sie allzu oft hören: wie lange brauchen Sie, um eine Figur fertigzustellen?

Meine Antwort hat sich kaum verändert- wer es sehen kann, der erkennt den unterschiedlichen Aufwand jeder Figur auch ohne einen Zeitfaktor zu benennen.
Ich kann acht Stunden ohne Pause filzen- dann ist schon viel Figur entstanden. Das Finish nimmt aber auch oft ein paar Stunden in Anspruch. Da ich selber sehr neugierig auf meine fertigen Figuren bin, versuche ich DRANZUBLEIBEN.

Es sind alles Frauengestalten, oder irre ich mich? Und sie haben lange rote Haare, kunstvoll geknotet.

Fast nur Frauen, aber die haben inzwischen auch mal Hosen an. Rote Haare wähle ich meist wegen des weicheren Kontrastes zur weißen Hautfarbe. Haare generell spielen in allen Kulturen auf der Welt eine bedeutende Rolle – selbst eine Glatze ist ein Statement für Haare, wenn sie freiwillig getragen wird.

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Die Figuren tragen alle sehr schicke gefilzte Kleider und Jacken, ich könnte mir vorstellen, dass auch als Mode erfolgreich wäre. Haben Sie daran auch schon gedacht?

Daran denken manchmal die anderen 🙂 Inzwischen ahne und weiß ich ein bisschen, was da zu unterscheiden wäre – wer aber Anregungen sucht, der darf sich natürlich inspirieren lassen.

Wo haben Sie bisher ausgestellt und vor allem, wo wird man Ihre Kunst als nächstes sehen können?

Zwei Einzelausstellungen wären da zu nennen:
2010 im wunderbaren Forum Molakunst in Bremen – unbedingt mal die Webseite anschauen.
2014 in der großartigen Abgusssammlung antiker Skulpturen in Berlin.
2016 beginnt mein Filzjahr auf der TA in Berlin – meine 6. Teilnahme ?
Ich arbeite auch als Schulassistentin und gebe begeisterten Grundschulkindern Filzkurse im Rahmen von AGs.
Auch für die Gewerkschaft der Lehrer habe ich 2015 eine Fortbildung zum Thema: Handfilzen im Unterricht durchgeführt.

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Welche Pläne haben Sie für die nächste Zukunft?

Es gibt immer auch ein inneres Brainstorming- abgesehen von persönlichen Wünschen, andere Objekte umzusetzen- so habe ich vor Jahren angefangen einige Wandobjekte zu gestalten, darunter ein Tableau in Blindenschrift, also BRAILLE, mit einem Vers von Erich Kästner – Der Blinde an der Mauer, ein Gedicht über Kriegsgeschehen – habe ich gewisse Vorstellungen, etwas zur Situation unserer „Flüchtlingssituation“ beitragen zu können.
Das Schöpferische muss nicht unbedingt nur in materiellem Besitz aufblitzen.