Reportagen

TEXTILE ART BERLIN 2014

Erika Beetz, Flamenco, 2007, mit Maschine genäht und von Hand gequiltet.

Am 28. und 19. Juni fand in Berlin die 10. TEXTILE ART BERLIN statt, dieses Mal in Zusammenarbeit mit weben+. Wo im letzten Jahr die Patchwork Gilde im 1. Stock ihre Ausstellungen gezeigt hatte, haben in diesem Jahr viele Weberinnen ihre Werke ausgestellt: Wandbehänge, Kleidungsstücke, Tücher, Schals … An mehreren kleineren Webstühlen wurde gewebt und erklärt. Gleich am Eingang zum Bereich der Weber hat mich der Bilderzyklus von „Women in their Fifties“ (Frauen um die 50) von Prof. Laima Oržekauskienė fasziniert. In Wolle, Gold und Silber sind lebensgroß sitzende Frauen in den Fünfzigern dargestellt. Ein riesiges Bildgewebe zu Psalm 84 von Christine Utsch, 1 x 1,55 groß, frei im lichtdurchfluteten Raum hängend, fand ich besonders schön.

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Die Patchwork Gilde hatte in einem der breiten Flure im Erdgeschoss ihre beiden Ausstellungen gehängt: die Lieblingstaschen aus dem Patch-Kids-Wettbewerb und die Quilts aus der Ausschreibung „Phantasie“. Jutta Rausch und Nicole Verges hatten ihren Stand mitten drin platziert und konnten sich über einen wahren Ansturm interessierter Besucherinnen freuen. Viele wollten eine der Patch-Kids-Taschen kaufen und gleich mitnehmen. Jutta und Nicole boten auch mehrfach am Tag kleine Workshops an.

Insgesamt 25 Ausstellungen, darunter viel Patchwork, haben mich begeistert. Karola Rose zeigte in ihrer „Retrospektive 20 Jahre Zeiträume 1993 – 2013 und Vielfältigkeit – Natur und Menschliches im Fläming“ eine Vielzahl von Arbeiten, teils frei im Raum hängend, teils an den Wänden. Sie ist vor einigen Jahren aus Berlin in den Fläming, eine Landschaft südlich von Berlin, umgezogen und hat die Monate im Jahr mit ihren Quilts begleitet und abgebildet. Die Damen im Fläming finden sich in amüsanten Portraits wieder.

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Auch in der Gruppenausstellung der Textilwerkstatt aus Berlin waren viele schöne Arbeiten zu sehen. Hier ein kleiner Quilt von Carola Fiedler, der ein Dorf in Spanien darstellt. Aller Strukturen und Formen sind durch Hand- und Maschinenstickerei entstanden. Man musste schon ganz nah heran gehen, um zu sehen, wie z.B. die Häuser und Wäldchen geformt sind.

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Die TEXTILE ART BERLIN 2014 präsentiert immer wieder junge – noch – wenig bekannte Textilkünstlerinnen. Dieses Mal fiel mir gleich Doreen Stenzel mit Ihrer Ausstellung „Essenz“ auf. Sie gestaltet aus verschiedenen Seidenstoffen, die sie teilweise mit natürlichen Farbstoffen selbst färbt, und mit Blattgold überzogenen Schalen „Lebensgewebe“.

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Wirklich spektakulär fand ich diese Arbeit von Eva Lippert. Was auf den ersten Blick aussah wie eingewebte Kordel, sind in Wirklichkeit große Nägel in allen Formen, mal krumm, mal gerade. Es lohnte sich, genau hinzusehen. Eva Lippert ist eine sehr vielseitige Künstlerin, sie malt, macht Illustrationen, webt Möbelstoffe und Schals und gestaltet Accessoires.

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Annita Romano, geboren 1966 in Brasilien, sagt von ihren Arbeiten: „ Meine Leinwände bestehen aus Stoffresten: Fragmente der Träume, Wünsche, Erinnerungen, Verluste. Im Gewebe meiner Stoffe findet sich eine Welt, die das Fundament meiner eignen Existenz bildet.“ Die Arbeit, die ich hier zeigen kann, heißt „Recommencer“ (neu anfangen). Auf dem roten Stoffstück in der Mitte steht: „Voilà mon coeur“ (Hier ist mein Herz).

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Zum Schluss eine altbekanntes Gildemitglied mit einer umwerfenden Arbeit: Flamenko heißt dieser Quilt. Erika Beetz zeigte eine ganze Ausstellung und diese Arbeit hat mir am besten gefallen.

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Claudia Eichert-Schäfer, Berlin

Erstabdruck in der Mitgliederzeitung der Patchwork Gilde Deutschland e.V.

Bildbeschreibungen:

  • Prof. Laima Oržekauskienė, Eine Frau aus dem Zyklus „Women in their Fifties“
  • Christine Utsch, Bildgewebe zu Psalm, 84 1 x 1,55
  • Carola Rose, Flämingschönheiten: Jasmin L. aus W., Sarah B. aus R. und Gesine S. aus N.
  • Carola Fiedler: Pozuela, ca. 47 x 60 cm, bestickt
  • Doreen Stenzel, Sonne und Mond, Leinen, Seide, teilweise selbst gefärbt, ca. 80 x 100 cm
  • Eva Lippert, Coruca – Raupe, Nägel, Batik und Druck, Rahmen Baustahl, ca. 70 x 70 cm
  • Annita Romano, Recommencer, 2009, 155 x 135 cm, handgenäht
  • Erika Beetz, Flamenco, 2007, mit Maschine genäht und von Hand gequiltet.