Portraits & Interviews

Interview mit dem Kunststicker Nicolas Jover

Nicolas Jover ist ein Kunststicker. Er kommt aus der Welt der Haute Couture und hat mit den größten Designern gelernt: „Die klassische, anspruchsvolle Methode, bei der man keine Fehler machen darf“, sagt er. Die beste Methode eben.

Er interessiert sich leidenschaftlich für Kunstgeschichte und ist Hobbysammler alter Wäsche und Textilien. Vor etwa fünfzehn Jahren machte er sein autodidaktisches Debüt in der Welt der Stickerei. Er entdeckte die unendliche Vielfalt der Techniken der Kunststickerei und machte eine Ausbildung an der Kunsthochschule Lesage in Paris sowie im Atelier Malebranche in Paris.

Als ich ihn fragte, wie es mit dem Sticken angefangen hat, kam eine sehr witzige Antwort: „Ich bin als Kind hineingefallen, wie Obelix in der Zaubertrank. Meine ganze Familie hat genäht. Mein Großvater war Schneider, sein Vater hatte einen Stoffladen. Die Schwester meines Großvaters war auch Stickerin. Eigentlich habe ich seit meinen Kindertagen immer gestickt.“

Nicolas gibt seit 6 Jahren Stickkurse und Workshops in verschiedenen Techniken für Anfänger und Fortgeschrittene jeden Alters. Er erzählt: „Ich gebe das ganze Jahr über in Montpellier Kurse in allen Sticktechniken, nicht nur zur Haute-Couture-Stickerei. Außerdem gebe ich  Sommerkurse, hier können Sticker/innen an ihren eigenen besonderen Projekten arbeiten. Auch da unterrichte ich in allen Techniken, keine speziellen Techniken.“

Er selber beherrscht alle Techniken: „Ich mache alles. Ich habe die École Lesage absolviert und danach eine weitere Schule, in der ich alles über Goldstickerei gelernt habe. Ich liebe die Goldstickerei sehr. Ich war in Andalusien in Spanien, denn da wird viel mit Gold gestickt. Ich wollte dort sehen, wie in den Werkstätten gearbeitet wird.“

Bei der Ausstellung „Talents“ in Straßburg, über die ich hier bereits berichtet habe, hatte Nicolas Jover einen Stand gemeinsam mit dem Plumassier Yannick Delplace. (Ein Interview mit ihm werde ich unmittelbar im Anschluss veröffentlichen.) Die beiden arbeiten seit einer Weile zusammen. Wie ist das zustande gekommen, wollte ich wissen?

Nicolas erzählt. „Wir sind uns bei einer Ausstellung begegnet. Yannick kannte mich schon, da er an einem meiner Kurse in Montpellier teilgenommem hatte. Wir haben angefangen zu reden und uns sehr gut verstanden. Da haben wir beschlossen, etwas gemeinsam zu machen. Zum Beispiel haben wir das Kleid für Miss Occitanie gemacht.

Das  Kleid sollte die Region Okzitanien darstellen, es hat die Farben von Okzitanien, rot und gold. Darunter ist es weiß. Und unter dem Kleid schauen weiße Straußenfedern hervor, die eine Anspielung an den Schaum, die Gischt des Meeres sein sollen.  Ich habe mit Goldfaden okzitanische Kreuze aufgestickt. Das Unterkleid hat die Farbe der Steine des Hérault, das zarte Grau von Rohseide, und darunter sind wie gesagt die Federn, die den Meeresschaum darstellen sollen.“

Hier ein weiteres Kleid, an dem die beiden gemeinsam gearbeitet haben. Der Bustier ist mit Stickerei und Federn verziert. Aber man sieht gar nicht, was Stickerei und was Federn sind. „Das ist sehr hübsch geworden“, findet Nicolas.

Alle Bilder wurden von Nicolas Jover zur Verfügung gestellt.
Die Adresse seiner Facebook-Seite lautet:
https://www.facebook.com/pages/category/Artist/Nicolas-Jover-Broderie-dart-180880351953314/