Portraits & Interviews

Interview mit der Batikkünstlerin Antje Krauße

Wann sind Sie erstmals mit textilen Arbeiten in Berührung gekommen?

Da muss ich länger überlegen-. Ich erinnere mich an die außergewöhnlichen Skulpturen der Bildhauerin Louise Bourgeois- sie zählen nicht direkt zu „Textiler Kunst“, aber in den  2000ern begann sie diese aus Stoff zu fertigen: Köpfe, Extremitäten, skurrile Körper.

Haben Sie eine textile Ausbildung?

Nein. – Ich bin Lehrerin für Bildende Kunst und ich bin Orthopädiemechanikerin/ Bandagistin.

Wie kam Ihr Interesse für Batik zustande?

Als Liebhaber der Musik der 60er und 70er Jahre, kannte ich natürlich die gebatikten bunten Kleider der Hippies. Die besondere Technik des Malens mit flüssigem Wachs auf den Stoff muss mir irgendwo begegnet sein- vielleicht beim Surfen im Internet. Ich hab eines Tages Wachs über einer Kerze erhitzt und ein altes Bettlaken bemalt. Die übliche Farbe zum Kleidungfärben gibt es ja in jeder Drogerie zu kaufen. (Heute benutze ich spezielles Farbpulver zum Batiken.) Ich tauchte eine Hälfte des Stoffes in Gelb, das war der Boden des Bildes und die andere Hälfte in Dunkelblau, das bildete den Himmel. Ich hatte einfach aus dem Bauch heraus ein Motiv entwickelt, spontan. „Zwei Tiere begegnen sich in der afrikanischen Steppe“- so könnte es heißen. Jedenfalls hatte mich diese wunderbar kreative und vielseitige Technik von diesem Tag an gefangen.

Wie lange hat es gedauert, Ihren besonderen Stil zu entwickeln?

Ich kann nicht sagen, dass ich bewusst einen Stil entwickelt habe oder entwickle. Ich male und zeichne seit ich einen Stift halten kann. Batik betreibe ich seit ungefähr acht Jahren. Und mit dem Kunst machen ist es ja so: man hat mal weniger intensive Phasen, mal sehr schaffensfreudige intensive. Dann ist man inspiriert, motiviert, probiert Neues aus, kommt Schritte weiter.
Was bei mir persönlich vielleicht immer konstant ist, ist, dass ich bezüglich der Bildentwicklung eine gewisse Spontanität mag, ebenso Flexibilität. Das heißt, dass ich erst während des Schaffensprozesses bildnerische Entscheidungen treffe. Da kommt mir die komplexe Technik des Batikens sehr entgegen. Hier gibt es viele Arbeitsschritte, viele unvorhersehbare Einflüsse, auf die ich dann reagieren kann.

Hatten bzw. haben Sie Vorbilder?

Nein.

Arbeiten Sie gern zu bestimmten Themen?

Die Natur bietet immer Motive und Themen: den Menschen, Insekten, Fische, Blumen…, aber auch einfach das Spiel von Licht und Schatten, wenn die Sonne scheint. Alles was mich ästhetisch anspricht. Es können ebenso tiefgründige Inhalte Bildanlass sein: philosophische, politische Gedanken, Emotionen, Literatur, Musik…

Wie arbeiten Sie? Könnten Sie anhand eines Werkes die Arbeit vom Entwurf bis zum fertigen Werk beschreiben?

Bisher batike ich Baumwoll- und Leinenstoffe. Freie Bilder von klein bis Bettlakengröße. Und vor allem Tücher 100×100, die als Halstücher getragen werden können, sowie 180cm lange Tücher, sprich leichte Schals.
Es gibt Arbeiten, die sind ohne Entwurf entstanden. Es gibt Arbeiten, die haben mit einer kleinen Bleistiftskizze auf Papier begonnen. Oft habe ich etwas irgendwo gesehen, habe es bereits zeichnerisch festgehalten bzw. mir das Bild aufgehoben. Das kann ein Foto aus einer Zeitung sein, ein Flaschenetikett, eine Postkarte, was auch immer.
Neulich habe ich das winzige Bildchen von einem Kronkorken abgezeichnet: eine Frau, die aus einem weit geöffneten Fenster in eine Landschaft schaut, neben ihr steht ein Fahrrad. Zusammen mit der Farbgebung, dem Orange und Grün, hat mich das Bild irgendwie berührt. Es ist sehr lyrisch. Ich hatte den metallenen Kronkorken deshalb gut aufbewahrt. Und nun war der Zeitpunkt gekommen. Ich gestaltete mit dieser Bildvorlage einen sommerlichen Schal aus feinem Batist, genauer das eine Ende. Für das andere Ende des Schals erfand ich ein Motiv, das wie ein Pendant zum ersten wirkt. Der Blick ist umgekehrt: man schaut von draußen auf die Frau am Fenster, im Hintergrund lehnt ein Mann in einem Türrahmen und hinter diesem ist ein Spiegel, in dem nochmals die Frau zu sehen ist. Das Ganze wirkt erzählerisch. Das gefällt mir.

Neben solch gegenständlichen Motiven wie bei diesem Beispiel, bemale ich den Stoff auch mit Formen, Mustern, Linien…was mir in den Sinn oder vors Auge kommt. Neben dem freien Malen mit dem Pinsel oder Tjanting (das ist ein spezielles Batik-Werkzeug) fertige ich auch Schablonen an. Weniger zum wiederholten Einsatz, als vielmehr, um klare Umrisse zu erzielen. Denn mit dem heißen Wachs muss man schnell zeichnen und es lässt sich nicht „wegradieren“. Wie sich das Wachs beim Malvorgang verhält, ob es stark verläuft oder feine glatte Linien ermöglicht, hängt von der konkreten Struktur des Stoffgewebes ab und auch davon wie heiß das Wachs ist. Hier gewinnt man mit der Zeit Übung und Sicherheit und dennoch bleibt ein gewisses Eigenleben der Materialien. Auf jeden Fall ist das Ergebnis nach dem Färben des Stoffes und Ausbügeln des Wachses immer eine freudige Überraschung. Die Wachsbatik hat einfach einen sehr ausdruckstarken eigenen Charakter. Ein kleiner Tipp noch: am schönsten sehen die Stoffbilder im Gegenlicht aus. Dann macht das Licht die Gewebestruktur sichtbar und auch Details der Wachsmalerei, die sonst verborgen bleiben.

Was inspiriert Sie?

Die Frage habe ich schon mit den Themen beantwortet. Ich kann noch anfügen, dass es zum einen Zeit und Muße braucht. Zum anderen aber auch, wenn ich einfach beginne, mir Entspannung, Zufriedenheit und neue Inspiration geben kann.

Wann und wo kann man in der nächsten Zeit Arbeiten von Ihnen sehen?

Auf der diesjährigen TAB am 15 und 16. Juni 2019 bin ich mit einem Stand vertreten und biete zwei Workshops an. Zudem möchte ich mich mit modischen Kleidungsstücken, die Batikelemente enthalten, an der Modenschau beteiligen.
Und natürlich halte ich meine Website immer auf dem Laufenden: www.akbatikart.de