Portraits & Interviews

Interview mit Kissa Tindal

Kissa Tindal ist eine renommierte Batik-Künstlerin aus Dänemark. Zur Zeit befindet sie sich in Deutschland, das bot eine gute Gelegenheit für ein Interview.

Wann sind sie erstmals mit textilen Arbeiten in Berührung gekommen?

Bereits als Kind habe ich mich für Kunst interessiert und als junges Mädchen war ich mit einer älteren Künstlerin, Karen Yding, befreundet. Sie erhielt – in den sechziger Jahren – in Norwegen eine Ausbildung in Batik und war so enthusiastisch, dass die Begeisterung schnell übersprang.

Haben Sie eine textile Ausbildung?

Karen Yding fing an der Kunstakademie meiner Heimatstadt Århus an, in Batik zu unterrichten.  An textilen Themen gab es dort Weben, Batik und ein wenig Druck, und von 1972 – 1977 habe ich diese Ausbildung absolviert.

Haben Sie schon während Ihrer Ausbildung begonnen, sich besonders für Batiken zu interessieren?

Mein Hauptinteresse war immer die Batik, da ich damit mein Interesse am Zeichnen und Färben auf Textil sehr gut umsetzen konnte.

Wie lange hat es gedauert, Ihren besonderen Stil zu entwickeln?

Ich habe mir wohl nie einen spezifischen Stil gewünscht. In den neunziger Jahren habe ich hauptsächlich mit „Wearables“ oder „Art-to wear“ gearbeitet. Auf Reisen in die Staaten habe ich vieles gelernt und die Wearables in vielen Ländern gezeigt.
Später waren anfangs große Teppiche ein Experiment, sie gaben mir vor allem eine riesige Fläche für Motive und Ausdruck. In den letzten Jahren habe ich auch kleinere Collagearbeiten mit vielen anderen Materialien gearbeitet. Außerdem habe ich eine Menge von Seidentüchern mit anderen Farbstoffen bedruckt.

Hatten bzw. haben Sie Vorbilder?

Nein, im Grunde nicht.  Allerlei Kunst und Kultur von der ganzen Welt, besonders sehr alte Kunst sind manchmal meine Vorbilder, aber ich bewundere auch alle die heutigen sehr begabten Textilkünstler in aller Welt.

Arbeiten Sie zu bestimmten Themen? Haben Ihre Arbeiten eine Botschaft?

Hier muss ich ja sagen.  Ich finde, dass die Themen der meisten großen Teppiche „Interpretationen“ sehr alter Kulturen sind, die ich oft so schön und voller Meinung finde, dass ich sie für die Gegenwart unbedingt „umarbeiten“ muss.  Ich halte diese Motive auf Reisen durch Zeichnen und Fotografieren fest. Viele meiner Ausstellungen haben den Titel: „MakingTime“.  Das bedeutet, dass die alten Kulturen nicht ganz vergessen sind. Amerikanische Wissenschaftler finden, dass es vielleicht durch die Kunst (Literatur, Musik) möglich ist, den alten Kulturen wieder Leben und Bedeutung zu geben.

 

Wie arbeiten Sie? Könnten Sie anhand eines Werkes die Arbeit vom Entwurf bis zum fertigen Werk beschreiben?

Ich habe ihnen ein Foto der aus zwei Teilen bestehenden Arbeit „Turkish Delight“ geschickt.  Größe: 2 x 150 x 70 cm aus dem Jahr 2015. Ich habe sie nach einer Reise in der griechische Türkei fertig gestellt.

Die Arbeit ist eine „Interpretation“ über die antike Stadt Ephesos, die ich jetzt zweimal gesehen habe. Danach habe ich alle relevanten Fotos ausgewählt – nicht nur von Ephesos, sondern auch Masken, Grabsteine usw. von anderen antiken Teilen der Reise. Alle diese Fotos habe ich umgezeichnet und besonders ihre Größe verändert, um das Format der Arbeit anzupassen.
Die Zeichnungen werden dann auf ganz dünnen weißen Batiststoff überführt. Dazu benutze ich klassische Wachsbatik: Wachs auftragen – färben, Wachs auftragen – färben, bis das Bild fertig und ausgekocht ist. Mit Lötkolben brenne ich die Umrisse aus und kann dann an das Einfärben des Hintergrunds denken – in diesem Falle etwas Blau, Gelb, Olivgrün auf Baumwolle. Ich färbe viele Male, bis ich zufrieden bin.
Bei der Komposition der kleinen Elemente auf dem Hintergrund vergeht viel Zeit, und wenn das klappt, fange ich an, mit Textilkleber die Collagestücke zu befestigen.
Die letzte Stufe ist Siebdruck. Die Motive werden vom Papier durch eine fotografische Methode kombiniert mit sehr intensivem Licht übertragen. Diese Methode verwende ich, nachdem die Collage auf dem Hintergrund befestigt ist. Ziel ist es, die Collageteile zu einer klaren Komposition zu verbinden. In der Detailaufnahme der Arbeit „Turkish Delight“ kann man das deutlich sehen, man erkennt die aufgedruckten blauweißen Umrisse einer Statue.
Wenn die Arbeit fertig ist, wird sie mit Klebstoff montiert und an 2 Metallstangen an die Wand gehängt.

Sie haben Ihre Arbeiten schon auf vielen Ausstellungen gezeigt. Wann und wo kann man sie in der nächsten Zeit in Deutschland sehen?

Im Moment stelle ich mit Batikkollegen in der Galerie „de Osseberg“ im südlichen Holland aus. Mit Kollegen aus Skandinavien zeige ich in Kopenhagen Arbeiten bei der „Minitextil“.  In Deutschland habe ich zuletzt 2013 auf der „Textile Art Berlin“ ausgestellt und hoffe, dass ich vielleicht wieder dort ausstellen kann.

Alle Fotos wurden freundlicherweise von Kissa Tindal zur Verfügung gestellt.