Reportagen

Bericht über die Ausstellung „Tischlein deck dich“ in Haslach

Die Wanderausstellung „Tischlein deck dich“ macht vom 23. November 2017 bis zum 12. Januar 2018 Station in Haslach im Schwarzwald. Gezeigt werden 30 Kunstwerke, in die mindestens drei in Afghanistan gestickte Quadrate eingearbeitet sind.

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Die Stickereien entstehen im Rahmen des Stick-Programms Guldusi, das von der Textilkünstlerin Pascale Goldenberg initiiert wurde. Etwa 4.000 dieser gestickten Kleinbilder werden jedes Quartal in Afghanistan produziert. Viermal im Jahr werden die Frauen besucht und jede Stickerin wird für ihre Produktion an Handstickereien bezahlt. Der Verein Deutsch-Afghanische Initiative trägt das Risiko, wenn in Europa Stickereien nicht verkauft werden können. Mit ihrem Einkommen tragen die afghanischen Stickerinnen zur Verbesserung der finanziellen Lage ihrer Familien bei, einige sind finanziell vollkommen unabhängig.

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Das Ausstellungsprojekt „Tischlein deck dich!“ ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit der kulturellen Einrichtung Beckericher Mühle aus Luxemburg und der Deutsch-Afghanischen Initiative e.V. (DAI) aus Freiburg. Die Teilnahmebedingungen sahen vor, dass mindestens drei Stickereien einer Afghanin mit Obst und/oder Gemüsemotiven in einen Tischläufer mit den Maßen 90 x 30 cm eingearbeitet werden sollten. Die Textiltechniken waren frei wählbar. Eingereicht wurden 70 Werke, auf Tour gehen nun bis zu 50 Arbeiten.

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Ich war bei der Eröffnung der Ausstellung in Haslach. Die Kunstwerke waren sehr professionell an Stellwände gehängt worden. Gleichzeitig war genug Platz, entweder etwas weiter weg zu treten oder sie ganz aus der Nähe zu betrachten.  Ich konnte die beiden Initiatorinnen, Hanni Schaeffer und Beate Axmann, fragen, wie es zu der Ausstellung in der Sparkasse gekommen ist.

Hanni Schaeffer erzählte mir:

„Ich bin 1. Vorsitzende des Haslacher Vereins Naturkost e.V. Den Verein gibt es seit 30 Jahren. Er hat einen mitgliedereigenen Naturkostladen, macht aber auch viele Veranstaltungen übers Jahr. Es ist sicher etwas ungewöhnlich, dass sich ein Naturkostverein für Textilkunst engagiert. Lassen Sie mich erzählen, wie es dazu kam. Ich bin Lehrerin für textiles Werken und unterrichte das an der Schule. Aus diesem Grund war ich im Oktober letzten Jahres bei den Ortenauer Textiltagen in Freistett. Dort traf ich auf eine Ausstellung mit Wandbehängen, die ich wunderschön fand: sie waren gestrickt, gehäkelt, geklöppelt, gefilzt … Alle textilen Techniken waren vertreten und das mit großem Können und viel Kreativität. Dann kam ich mit der Frau am Stand ins Gespräch und sie erzählte mir, dass das eine Ausschreibung der Deutsch-Afghanischen Initiative in Freiburg wäre. Man sollte zum Thema Schafe und Wolle einen Wandbehang kreieren, in dem drei afghanische Stickereien integriert sind. Diese Stickereien konnte man über das Internet erwerben, sie waren von der Deutsch-Afghanischen Initiative direkt in Afghanistan bestellt und gekauft worden.

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Als ich das hörte, war ich total begeistert von der Idee, zum einen zwei Kulturen mit Textilkunst miteinander zu verbinden und zum anderen den Frauen ein Einkommen in Afghanistan zu ermöglichen. Dann hat mir die Frau noch erzählt, dass das Thema der nächsten Ausstellung „Tischlein deck dich“ ist, ein jurierter Wettbewerb. Die Vorgabe war, einen Tischläufer mit drei Motiven, die Obst und Gemüse enthalten, zu kreieren.

Da dachte ich: wunderbar, das passt doch genau zu uns, wir sind ein Naturkostverein und uns ist wichtig, gutes, gesundes Essen auf den Tisch zu bekommen. Diese Wanderausstellung muss Station in Haslach machen. Mit dem Vorhaben bin ich zurück und habe dann gleich Unterstützer gefunden. Eine hiesige freischaffende Künstlerin, die auch bei uns im Verein Mitglied ist, hat gleich gesagt, ich mache mit. Sie hat auch einen Großteil der Vorbereitungen übernommen, unter anderem das Hängen der Ausstellung hier. Dann hat die Sparkasse gleich zugestimmt, dass wir das hier machen können. Ich habe seither mit Pascale Goldenberg Kontakt und das ist eine wunderbare Zusammenarbeit. Ich freue mich auch, dass sie heute Abend da ist.“

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Die Malerin Beate Axmann sagte mir:

„Ich bin Künstlerin aus Haslach im Kinzigtal. Zur Ausstellung kam ich über Hanni Schaeffer, die die Ausstellung irgendwo entdeckt hat. Es war bald klar, dass wir die nach Haslach bringen wollen. Sie hat noch jemanden gesucht, der sie dabei unterstützt und da ist sie auf mich gestoßen. Ich war sofort begeistert, und dann haben wir die Sparkasse gewinnen können, die Werke hier auszustellen. Ich finde die Ausstellung super und ich bin absolut überzeugt von den Werken, von der Handwerkskunst und von der Kreativität dahinter. Ich bin Malerin, freischaffende Künstlerin. Ich habe mich auch mit einem Textilkunstwerk beteiligt, mein erstes! Ich habe dabei Malerei und Textilkunst verbunden. Wir konnten auch sechs Künstlerinnen aus dem Kinzigtal gewinnen, die mitmachen, damit wir einen regionalen Bezug haben.“

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Das bemerkenswerte Kunstwerk von Beate Axman kombiniert Malerisches mit Textilem. In den bemalten Quadraten greift sie die Motive der Stickquadrate auf. In einem sehr interessanten Gespräch äußerte sie im Anschluss ihr Erstaunen darüber, dass Textilkunst so wenig geschätzt wird. Ich denke, während bei Malerinnen ohne weiteres davon ausgegangen wird, dass es Künstlerinnen sind, ist das bei Textilschaffenden keineswegs der Fall.

Die Ausstellungseröffnung war sehr gut besucht, auch afghanische Familien waren gekommen. Ein junger Mann sang afghanische Lieder zur Keyboard Begleitung. Auf dem Buffet waren auch afghanische Spezialitäten angerichtet.

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Ich habe mich gefreut, zwei der örtlichen Patchworkerinnen kennenzulernen, deren Arbeiten ebenfalls ausgestellt waren: Beate von Neumann-Kinzinger und Bärbel Gisler.

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Die Ausstellung ist bis zum 12. Januar zu sehen in der Sparkasse Haslach, Hauptstraße 12, 77716 Haslach. Sie kann zu den normalen Öffnungszeiten der Sparkasse besichtigt werden.

Mehr Informationen zum Stick-Programm Guldusi finden Sie hier:
https://www.guldusi.com/stickprojekte.html