Reportagen

Bericht über die Ausstellung „I want to break free“ von Joana Vasconcelos

Eine riesige Walküre, Kassettenrekorder, behäkelte Pissoirs und Waschbecken, Duschköpfe, Staubwedel: all diese Dinge finden sich in der Ausstellung mit Arbeiten von Joana Vasconcelos, die noch bis zum 17. Februar 2019 im Musée d’art moderne et contemporain in Straßburg zu sehen ist.

Joana Vasconcelos wurde 1971 geboren. Sie lebt und arbeitet in Lissabon. Seit Mitte der 90er Jahre stellt sie regelmäßig aus. International bekannt wurde ihre Arbeit durch ihre Teilnahme an der 51. Biennale in Venedig 2005 mit der Arbeit „A Noiva“. Sie war die erste Frau und die jüngste Künstlerin, die 2012 im Schloss von Versailles ausstellte. Joana Vasconcelos arbeitet mit überbordender Fantasie und viel Humor, gleichzeitig haben ihre Werke politischen Inhalt. Sie nimmt alltägliche Gegenstände, behäkelt sie oder verwandelt sie in barocke Kunstwerke, die schmunzeln lassen.

In der 20 Meter hohen Eingangshalle des Museums steht oder besser schwebt eine der Walküren der Künstlerin, sie trägt den Titel „Material Girl“. Als Joana Vasconcelos 2017 in Vorbereitung der Ausstellung das Museum besuchte, schien ihr das Atrium gleich bestens geeignet für eine ihrer riesigen Figuren aus Stoff und Licht. Seit 2004 arbeitet sie an einer Serie von Walküren. Den besten Gesamteindruck erhält man von einer der Brücken, die das Atrium in luftiger Höhe überqueren.

An ihrer aufblasbaren Walküre kamen handgehäkelte Baumwollteile, Stickereien, Baumwollstoffe, LED-Leuchten und allerhand Schmuckteile zum Einsatz. Sie benötigt eine Stromversorgung und hängt an zahlreichen Stahlkabeln vom Dach des Atriums.

Diese Installation mit dem Titel „Flores do Meu Desejo“ (Blumen meines Verlangens) besteht aus zahllosen lilafarbenen Staubwedeln, die in einem Metallgestell stecken.

Aus gehäkeltem Wollgarn mit immer wieder wechselnden Farben besteht die „Big Booby“, eine riesige Brust.

Fasziniert war ich von den Details an der Skulptur „A barroca“. Aus zwei Duschköpfen hängen Fransen, Troddeln, Gehäkeltes, goldene Pailletten, Perlchen und Bordüren, als wäre der Wasserfluss erstarrt.

Ganz ähnlich bei „Meermaid“. Hier wachsen fantastische gehäkelte Gebilde wie riesige Pilze aus einem Porzellanwaschbecken.

Ein Markenzeichen der Künstlerin sind umhäkelte Alltagsgegenstände wie diese zwei Pissoires und die beiden Handwaschbecken.

Mit Haaren und Frisuren haben diese beiden Skulturen zu tun. „Choucroute“, Sauerkraut, nennt sie den umhäkelten und verzierten Friseurwagen. „Mise“, Haare legen, heißt die Installation aus Kunsthaar, Lockenwicklern und Haarspangen.

„Vista interior“, Innenansicht, nennt die Künstlerin diese 1 x 1 x 2 m große Installation. Hinter Glas und Rolläden sind auf vier Ebenen die Gegenstände eines portugiesischen Paars der Mittelklasse im Jahr 2000 versammelt,  Bekleidung, Bettzeug, Geschirr, Lebensmittel, Getränke, Putzmittel, Dekorationsobjekte, Fotos, kleine Elektrogeäte, Badezimmerinstallationen etc. Wir sind mehrfach um die Installation herum gegangen, um alles zu entdecken.

„I want to break free“, Ausstellung mit Arbeiten von Joana Vasconcelos im
Musée d’art moderne et contemporain, 1 Place Hans Jean Arp, 67000 Strasbourg, Frankreich
Öffnungszeiten: täglich 10 – 18 Uhr, montags geschlossen
https://www.musees.strasbourg.eu/musee-d-art-moderne-et-contemporain